Selina war meine Erste, eine Isländerstute ohne Papiere, die ich am Aschermittwoch Markt, leider in erster Linie Schlachtmarkt, entdeckt habe. Ich konnte in letzter Minute verhindern, dass sie zum Schlachter kam. Leider stand sie auf einen Schlachttransporter, und beim Abladen, der Schlachter hat sie einfach los gebunden, und zurück geschupst, fiel sie, da sie Shettys ausweichen wollte, über die Rampe runter, die um einiges höher ist, als die normalen Pferdetransporter. Sie hatte eine Hüftfraktur, und kann heute zwar traben und galoppieren, aber im Schritt lahmt sie, als ob man auf einen Fuß einen flachen Schuh und am anderen einen Stöckelschuh trägt. Nichtsdestotrotz ist sie mein bestes Bodenarbeitspferd. Ich bin immer wieder von ihrer Stärke, und wie sie mit ihrer Behinderung umgeht, überrascht worden. Kein Handicappferd, sondern eine unglaublich starke Persönlichkeit.



Merlin wurde von mir im Rahmen einer Haflingerrettung bei einen Schlachthändler im Waldviertel entdeckt, und wurde gleich mitgenommen. Voll mit Bisswunden, wir haben 33 frische Wunden gezählt, da er mit anderen Wallachen sehr eng in einen Paddock, als einziger Schimmel stand, stark abgemagert. Er ist ein reinrassiger Connemara, der aus finanziellen Gründen dort gelandet ist. Er ist mein Freigeist und die große Liebe von Selina.



Qendolin wurde auch halb tot von mir am Aschermittwoch Pferdemarkt entdeckt. Ein reines Skelett, verpilzt, mit offenen Wunden, verwurmt und laut Tierarzt mit einen Blutbefund, mit dem ein Pferd normalerweise nicht mehr lebt. Auch war er der Gefährlichste, da er schwer misshandelt worden war. Mit viel Mühe wurde der kleine Reitponywallach mit Hilfe von mir und Bekannten in deren Reitstall aufgepäppelt. Eingeritten und langsam wieder ein gutes Pferd, bis es zu einem neuerlichen Vorfall kam, und er zwar langsam wieder auf den Weg der Besserung ist, aber leider nicht mehr zu reiten.



Mit einer schweren Sehnenentzündung stand er 8 Wochen allein im Stall. Seine Besitzerin hatte kein Interesse mehr an ihn und wollte ihn verkaufen. Die Bereiterin von ihm hat mich angerufen. Sie hatte Angst, dass er zu einem Händler kommt und hat mich um Vermittlungshilfe gebeten. Aufgrund seiner Verletzung hat sich natürlich keiner gefunden. Ich kannte ihn, da ich regelmäßig bei seinen Nachbarn war. Nach einem neuerlichen Anruf, nach dem Motto „jetzt wird es ernst“ konnte ich nicht mehr Nein sagen, und so kam er zu mir.



Dann kam Angi, meine kleine Shettydame. Entdeckt in Maishofen am Schlachtmarkt, wo sie den ganzen Tag, ohne Wasser, es war sehr heiß, Kinder herum trug, und dies schwer krank. Abgemagert, Hufrehe, Augenentzündung, dämpfig, ein Bild des Jammers. Am Abend, bevor ich fuhr, habe ich erfahren, dass sie zum Schlachter soll. Da konnte ich nicht Nein sagen. Meine damalige Tierärztin meinte, das wird wohl nicht mehr. Heute ist sie eine gesunde typische Shettystute, gesund ohne Lungengeräusche, und am ehesten voll bei der Sache, wenn Kinder mit ihr unterwegs sind.



Sam hätte eingeschläfert werden sollen, da er schwere Hufrolle hatte. Er ist ein Warmblut und heute mein bestes Pferd. Sam merkt sofort, wenn jemand nicht reiten kann und dann macht er keinen Schritt ohne mich. Er passt rührend auf alle auf. Seine Hufrolle kein Thema mehr, seit dem er keine Eisen mehr hat und gut und regelmäßig seine Hufpflege bekommt. Ich weiß bis heute nicht, wer mehr beschenkt ist, ich, weil ich ihn haben darf, oder er, weil ich ihn gerettet habe. Ich habe mir auf jeden Fall mit ihm ein großes Geschenk gemacht.



Heidi meine Älteste kam in die Versteigerung, da ihre Besitzer die Einstellgebühr nicht mehr zahlen konnten. Der Schlachter ist mir zuliebe, mit einer Kiste Bier davon gegangen und so kam sie dann auch gut bei mir an. Am Anfang schwer, da sie ständig krank war, mittlerweile sieht man ihr das Alter an. Sie hat in erster Linie Vollblut in sich. War nur Zuchtstute, da sie nicht, oder besser gesagt, nur mit Schwierigkeiten zu reiten war.



Funny meine Haflingerstute ist ursprünglich ein Therapiepferd und wurde von Salzburg aus einer Familie verkauft, die eine behinderte Tochter haben. Sehr klein, und zart und mit Hufrehefüßen entdeckte ich sie. Sie hatte Eisen oben und mein Schmied hat zu unseren Entsetzen, als er die Eisen runter nahm, festgestellt, dass fast die ganzen Hufe faul waren, und ich meine damit nicht Strahlfäule, sondern wirklich faules Horn. Er hat dann gemeint, dass er nicht mehr wegnehmen kann, und wir nur hoffen können, dass sich die Hufe erholen. Sie hat heute schöne Hufe. Gott sei Dank habe ich sie freikaufen können, da sie dort sicher nicht überlebt hätte. Zusätzlich noch schwer dämpfig habe ich Jahre gebraucht, bis ihre Lunge wieder frei war. Sie ist die Gemütlichste von allen und liebt nach wie vor Kinder über alles.



Elias stammt vom schlimmsten Schlachter überhaupt, der aber, obwohl er Schimmel nicht mag, es nicht fertiggebracht hat, ihn so ohne weiteres zu schlachten. Irgendwie ist da ein kleines Wunder passiert und er ist einfach unbeschreiblich. Er ist witzig, er ist verträumt, er ist zerstreut, er ist beim Reiten ein Könner, als ob man einen Schalter umlegt, ein Genießer, der als Erster in der Sonne liegt, und er bringt mich zum Lachen. Ich kämpfe immer mit seinem Sommerekzem und langsam wird es besser. Letztes Jahr nur 2 Wochen jucken. Ich bin auf dieses Jahr gespannt.



Dann kamen an einen Tag gleich 2, und wieder mal am Schlachtmarkt in Maishofen. Mir fiel gleich zu Beginn eine große dunkle Traberstute auf und ich erfuhr, dass sie Ricky heisst und zum Schlachter soll, da man mit ihr nichts mehr anfangen kann. Sie stand auch schon in der Schlachtecke. In Maishofen gibt es einen Bereich, der als die Schlachtecke bezeichnet wird, da alle Tiere, die dort angebunden sind, nicht mehr mitgenommen werden, sondern zu Marktschluss zum Schlachttransport gehen. Am gleichen Tag vom Fohlen getrennt und dann zum Schlachtmarkt. 2 meiner Stallmädchen waren mit und ich habe sie gleich vorsichtshalber bei ihr stehen lassen. Ich wusste, dass sie eine wilde Dame war, aber die Kinder haben sie dann doch sehr beruhigt. Ich habe mich weiter umgesehen und mir fiel noch ein kleiner weißer Araber auf, der ganz am anderen Ende rechts stand.


Hin und her gerissen, zwischen den Beiden, bin ich erst mal Fohlen schauen gegangen, habe Herrn Dr. Plank von Animalspirit, der jedes Jahr dort Fohlen mit Hilfe von Spendengeldern rettet, begrüßt, und bin dann wieder bei den Zweien gelandet. Bei Ricky war ich mir dann doch sehr sicher, dass ich sie nehme, da Traberstuten so gut, wie keine Chance haben, wenn sie am Schlachtmarkt stehen. Der kleine Weiße hat mich mal ordentlich angefaucht, also eher nicht. Am Nachmittag hatte sich immer noch kein Interessent für den Kleinen eingefunden und ich traf dann den Händler, der ihn dort hingestellt hatte, der meinte, dass er Turniere gegangen sei, aber dann nicht mehr interessant genug war und deswegen bei ihm gelandet ist, und er hieß ebenfalls Ricky.


Ich bin aus allen Wolken gefallen, da ich ja wusste, dass ich ein Pferd retten sollte, deswegen auch überhaupt dorthin gefahren bin. 2 Rickys, die eine links und der andere rechts in der äußersten Ecke, zudem beide nicht gerade die leichtesten Kaliber. Dann mischte sich noch der Schlimmste von den Schlachtern ein, mit der Bemerkung, dass Schimmelfleisch besonders gutes Pferdefleisch ist, jedenfalls kam es zu einer wortgewaltigen Redeschlacht, ich muss gestehen, ich blieb ihm nichts schuldig, und zu guter Letzt gehörten beide mir. Da ich damals finanziell nicht gerade schlecht da stand, auch einen Hof in Aussicht sah, habe ich dann die zwei ziemlich unbesorgt mitgenommen. Für einen oder 2 gibt es auf jeden Fall noch Platz. Ricky die Traberstute wurde umgetauft und heißt jetzt "Lady", Ricky, der kleine Schimmel hat seinen Namen behalten dürfen. Beide ziemlich verschreckt, habe ich sie für 4 Tage dort auf einen Pferdehof gestellt, um sie dann später abzuholen. Am Tag der Abholung fand ich zwei schlotternde Bündel auf der hoch gelegenen Koppel vor, Gott sei Dank, hat die Tierschützerin vor Ort Frau Deichmann wenigstens für Wasser und Futter gesorgt. Beide waren anscheinend gewöhnt eingedeckt zu sein und der Kälteeinbruch machte ihnen schwer zu schaffen. Der Stallbetreiber meine Zwei einfach auf die Koppel gestellt, nachdem er 2 neue Einsteller für seine Pferdeboxen bekommen hatte. Mir aber einen horrenden Preis für 4 Tage berechnet. Ich bin trotz meiner Erfahrungen im Tierschutz immer wieder schockiert, wie angebliche Pferdeliebhaber mit Pferden umgehen. Diese unglaubliche Kälte fällt mir gerade bei diesen angeblich Pferde verstehenden Menschen auf. Wir haben die Beiden dann Berg runter auf der Straße verladen. Lady hat zum Glück gleich von Anfang an gut auf mich reagiert und ließ sich nur von mir auf den Anhänger bringen. Daran hält sie sich bis heute, obwohl ich ungern meine Pferde selbst verlade, da ich, was meine eigenen Tiere betrifft, genauso nervös bin, wie jeder andere, der seine Tiere liebt. Beide gut verladen und ab ins neue Leben. Später hat sich heraus gestellt, dass Ricky Spat hat, unglaublich intelligent ist. Zirkuslektionen, Dressur und Springen seine Favoriten. Lady mehr auf der gemütlichen Seite. Sie liebt langsames Schritt gehen. Beide stehen leider nicht bei mir, sind aber bei einen Bekannten im Mühlviertel gut untergebracht. Er hat uns ebenfalls schon öfters geholfen, Pferde zu retten. Warum ich jetzt ein bisschen ausführlicher geworden bin, nun ich hoffe, dass ich Sie, die diese Seite lesen, auch ein bisschen dazu anregen kann, auf Pferdemärkte zu gehen, die Augen und Ohren offen lassen, nicht unbedingt ein Pferd mit nehmen, aber einzugreifen, wenn Tiere misshandelt werden, oder ev. einen Tierschutzverein vor Ort informieren, falls Ihnen ein Pferd besonders auffällt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade die Tiere, die einem auffallen, immer gute Plätze finden, auch wenn es nicht immer gleich sofort ist, aber in einen Zeitraum von 3 Monaten haben wir immer wieder Plätze gefunden. In Salzburg haben letztes Jahr nicht nur Tierschützer, sondern auch Käufer die Schlachter, die die Pferde mit Gewalt verladen wollten, daran gehindert. Für mich ein großer Durchbruch, da auch ganz normale Menschen, die eigentlich nur kaufen wollen, auf einmal eingreifen und gute Tierschutzarbeit leisten.


Jetzt noch zu Ramazotti. Ramazotti stand ursprünglich bei einen Schlachthändler, eher Händler, als Schlachter, der aber auch, wenn ein Pferd einfach nicht weg geht, sehr wohl es zum Schlachten gibt. Er wurde von einer Bekannten um ziemlich viel Geld gekauft. Jedenfalls hat sich dann heraus gestellt, dass er ein Könner ist und auch nicht gerade der Einfachste. Das wäre auch nicht so ein Problem gewesen, da sie Hilfe hatte, aber es stellte sich dann heraus, dass er hochgradig Hufrolle hatte. Zurück zum Händler und ein anderes Pferd eingetauscht, da er die Summe nicht zurück erstatten wollte. Da ich bevor das Ganze stattfand, ihn schon kontaktiert hatte, brachte ich es nicht übers Herz, ihn dort zu lassen. Mittlerweile steht er mit Lady und Ricky zusammen. Die drei sind ein eingeschweißtes Team und stehen immer wartend am Zaun, wenn ich vorbei komme.



Zum Schluss kam Ghandi. Er ist ein Lusitano, der in Portugal auf gewachsen ist und von meiner Freundin entdeckt wurde. Wir haben wochenlang versucht ihn zu vermitteln. Niemand hatte Interesse. Dann der Anruf, der Schlachter kommt morgen und nimmt Ghandi mit. Zu klein, ein Hoden nicht draußen. Keine Chance vom Züchter her. Da meine Freundin mit zu den besten Pferdemenschen gehört, die ich kenne, konnte ich nicht nein sagen und der Bub, obwohl kerngesund und ohne irgendwelche Wehs, gehört jetzt dazu. Wird in Portugal bei lieben Freunden in die Schule gehen und dann irgendwann die Reise hierher antreten.



Abschließend möchte ich Ihnen, die sich für Telepathie interessieren sagen, dass für mich Tiere zu verstehen oder zu lieben auch bedeutet, ihnen zu helfen. Nicht vorbeizugehen. Menschen, die aus ihrer Tierliebe heraus in Not sind zu unterstützen, sei es über Rat und Tat, oder auch manchmal finanziell. Ich versorge derzeit mit meinen Verdienst 50 Tiere, die hoffentlich alle bis an ihr natürliches Lebensende bei mir bleiben dürfen. Drei liebe Bekannte, die mich hin und wieder mit einer Spende unterstützen. Ich möchte mich auf diesen Weg auch bei Ihnen bedanken und hoffe, dass einige nicht nur sich für meine Arbeit interessieren, sondern auch für meine Tiere. Besuch ist willkommen, jede Unterstützung gefragt und sei es nur Pferde putzen und Pferde kennen lernen. Das eigene Zwiegespräch mit dem Pferd. Man muss nicht unbedingt reiten um mit Pferden befreundet zu sein und seinen eigenen Frieden zu finden, wenn man mit ihnen spazieren geht oder sie einfach nur bewundert. Wenn mir alles zu viel wird, setze ich mich zu ihnen auf die Koppel, schaue ihnen beim Grasen zu und mein Herz ist wieder ruhig und friedvoll.