Interview

Flamie das Pferd

Darf ich mit dir reden? Er: Ja, soweit ja. Ehrlich sein, ehrlich zu sich selber. Ich bin manchmal nicht ehrlich. Ich: Wie meinst Du das? Er: Ich verstecke mich. Ich zeig einfach nicht richtig, wer ich bin, und wie ich bin. Ich übe es, ich verspreche es. Wirklich. Es ist schon viel besser, wirklich. Ich denke, dass es schon viel besser ist. Manchmal bin ich zornig, so in mir drin, dann schalte ich ab, und das ist nicht richtig, auch nicht ehrlich, weil ich ja eigentlich nicht mehr so bin. Aber dann kommt das von früher, und irgendwie kann ich da nicht aus. Aber es ist nicht richtig. Es tut mir dann leid, auch das sie dann so wütend ist, verstehe ich, weil sie ehrlich ist. Sie ist immer geradeaus, und da wird’s schwierig. Für uns beide. Wenn sie nicht eine Ehrliche wäre, wäre es einfacher, da könnte man sagen, dass es eh passt. So ist es etwas komplizierter und ich stehe dann in ihrer Schuld. Also entschuldige ich mich, aber du musst verstehen, ich hatte es immer mit unehrlichen Leuten zu tun. Die haben sich in erster Linie auch immer selber belogen. Da hat es gepasst. Jetzt stehe ich da, aber ich sehe es als Ziel, wieder ich zu werden, so, wie ich ursprünglich war. Wer war ich, wer bin ich? Das ist allerdings eine Frage, die ihr euch auch immer stellen solltet. So als Überprüfung. Damit nichts schief läuft. Bei mir ist sehr viel schief gelaufen. Wirklich viel. Dann kam noch der Zorn. Und jetzt fange ich nach langer, langer Zeit wieder von vorne an. Schwierig, wirklich schwierig. Aber ich kann dir sagen, dass ich mich sehr glücklich schätze, dass ich mit ihr üben darf, dass sie mich ein bisschen lieb gewonnen hat. Ich traue mich noch nicht. Wenn ich mich fallen lasse und wieder vertraue, und ehrlich bin, habe ich Sorge, dass das Böse wieder kommt. Ich hätte es so gern, dass ich wieder ich werde. Mit ihrer Hilfe könnte es klappen. Wir haben schon viel Spaß miteinander. Wenn sie neben mir geht und steht, da kann ich wirklich schon ganz gut ehrlich sein. Aber oben, wenn’s ja bisserl kneift, zack, dann bin ich wieder der Alte, und auch, wie Du ja weißt, durchaus nicht ehrlich, weil ich ja anders sein könnte. Ich will nicht sagen gemein, aber a bisserl gemein, denke ich, bin ich dann schon. Was soll ich sagen. Ich fange an, sie schüchtern zu lieben. Ich möchte unbedingt, wieder lustig und auch soft sein. Ich hoffe, dass es klappt. Ich wünsche es mir wirklich. Ich denke, dass wir es schaffen.

Mama ist, denke ich, nicht immer glücklich, und ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann. Irgendwie, denke ich, dass sie sehr viel mehr Rosa braucht als ich. Eines ist aber wieder da, meine Stimme. Du hörst mich heute gut, gell? Ich: Ja, wirklich toll. Er: Sag ihr, dass es ihr Verdienst ist. Sag ihr, dass ich übe. Ich verspreche es! Aber wirklich. Ich denke, wir machen es schon so halbwegs, und ich bin sehr glücklich, dass ich wieder ein starkes Pferd mit einem satten Bauch sein darf. Vielen Dank. Und a bisserl Spaß darf auch sein. Heute war es mehr Spaß, du hast ja meine Lippe gesehen. Ich: Ja. Er: Mit dir habe ich da noch jede Menge Schwierigkeiten, weil ich genau weiß, dass du mich durchschaust. Für nicht ehrliche Leute ist das schwierig. Vielleicht könntest du weniger streng sein, dann geht es leichter. Weißt du, du hast auch Schwächen, auch, wenn sie anders sind, als bei andren Leuten, aber dein Ying kann schon mal gewaltig nerven, wenn man Yang gewöhnt ist. Na, so jetzt habe ich ganz viel mit normaler Stimme gesagt, und ich sage euch jetzt ein großes Danke, und gebt mich nicht auf! Weil ich bemühe mich, ein Guter zu werden. Danke sehr. Auch ein Küsschen für alle mit langer Lippe, dass ist lustiger, weil, dann bin ich es auch!

Dieses Gespräch ist das 2., welches ich mit ihm geführt habe. Er ist ein sehr großer Warmblutwallach, der ziemlich abgemagert zu seiner neuen Besitzerin kam. Ein Pferd mit ursprünglich sicher guten Turniervoraussetzungen, der aber mit Sicherheit alles andere als gut geritten wurde, keinen guten Muskelaufbau hatte. Der Umgang alles andere als nett. Nachdem er wieder zu Kräften gekommen war, war er alles andere als einfach zu reiten, und hat eher geschaut, dass er seine Reiterin hin und wieder ordentlich runter gebuckelt hat. Kannte keine Feinheiten, Umgang war ihm eher egal. Obwohl Sie sich sehr bemüht hat, war er zum Teil, wie ausgeblendet. Mechanische Bewegungen mit den Vorderfüßen im Stehen, die man zum Teil auch nicht unterbrechen konnte. Der Blick weggetreten. Beim ihm konnte man dies auch deutlich sehen. Er gehört zu den Pferden, wo auch Laien erkennen konnten, dass mit seinen Blick etwas nicht stimmt. Heute schaut er einen direkt an. Der Blick ist wach und aufmerksam. Es hat sich viel getan. Zum 2. Gespräch kam es, da er noch immer, zwar nicht oft, versucht hat, sie los zu werden. Die Erklärung von ihm ist im Gespräch.

Zwischen den Zeilen deutlich heraus zu hören, dass eher ungeduldige und nicht gerade feinfühlige Menschen sich mit ihm beschäftigt haben. Zudem schauen Pferde, wenn sie nicht in ihrer vollen Kraft sind (genug Gewicht), dass sie bewegungssparsam unterwegs sind. Zu dem Zeitpunkt des Verkaufes war dies der Fall und er ging so zu sagen manierlich ohne die Leute herunter zu buckeln. Das änderte sich, nachdem er sein volles Gewicht und seine Kraft wieder hatte. Interessant war auch, dass er im 1. Gespräch mit einer ganz leisen für mich fast nicht hörbaren Stimme geredet hat. Im 2. Gespräch die volle Lautstärke. Er ist wieder da, als voll belastbares Pferd mit einer eigenen Persönlichkeit. Auch rein optisch sicher von früheren Besitzern nicht mehr wieder zu erkennen. Liebe, Verständnis, nicht gleich Aufgeben, haben aus ihm einen echten Hingucker gemacht, und er wird im Laufe der Zeit, die Unarten, die derzeit noch vorhanden sind, ablegen. Er hat es versprochen.


Ein Gespräch mit einen 15 jährigen Schäfermix, der 15 Jahre in einer Hundestation gelebt hat.


Ich arbeite seit Jahren als Tiertelepathin und Tiertherapeutin und hatte das Glück mit einem 15 jährigen Schäfermixrüden, der als junger Hund in die Auffangstation kam, ein Gespräch zu führen.
 
Ein Gespräch mit Folgen. Wenn ich in Sachen Tierschutz unterwegs bin, kann ich einen Teil von mir Gott sei Dank ab stellen, und so vor Ort tatkräftig Hunden und anderen Tieren helfen, oder Menschen auf zu klären, ohne in Tränen aus zu brechen. Nun, diesmal hat es mich voll erwischt. Ich bin in Tränen aus gebrochen, konnte fast nicht reden. Habe diese unglaublich zärtliche Seele und ihre Stimme gespürt und gehört, und es ist mir durch und durch gegangen. Ich höre ihre Stimmen, wie ich andere Menschen höre. Habe das Glück seit meiner Kindheit. Manchmal lache, manchmal weine ich. Diesmal war es schlimm, aber auch für mich eine Aufforderung mehr zu tun, nämlich anderen den Mut zu geben, Hunde, die schon lange auf das Glück entdeckt zu werden zu helfen, und ich hoffe, dass dieses Gespräch dazu beitragen wird.
 
Ich habe die Besitzerin gefragt, ob ich das Gespräch in den Tierschutzverteiler stellen darf und sie hat mir die Erlaubnis dazu gegeben. Lesen allein löst zwar nicht unbedingt diese Emotionen aus, aber ihr solltet Euch eine tiefe zutiefst sanfte Stimme, die liebevoll zu Euch spricht vor stellen.

Ich habe ihn mit "Grüß Dich Burli" an gesprochen und gefragt, ob ich mit ihm reden darf und er sagte gleich "Hallo", ich fürchte mich. Siehst Du ja. Du bist anders, so eindringlich, dass geht nicht, dass geht einfach noch nicht. (Er hat sich gefürchtet, aber dann doch den Mut gehabt mit mir zu reden). Sie ( seine neue Besitzerin) ist meine Welt! Sie höre ich. Brauche Zeit, brauche Zeit. Irgendwie ist es gut und dann doch nicht. Weißt Du, was ich meine? Ich: Ja. Er: Man stellt sich die Welt vor, und wenn dann die Welt da ist, ist es schwierig. Ich: Ja, ich versteh Dich! Er: Gut. Sag ihr das. Ein bißchen unheimlich ist mir schon. Niemand hat so mit mir geredet. (Er meint meinen telepathischen Kontakt). Ich wußte, wie alles ab lief. Ich wußte, dass ich ein Niemand bin, und jetzt redet da wer mit mir.
 
Es ist schwer. Es lastet auf mir. Sag, mag sie mich? Ich: Ja, sonst hätte sie dich nicht genommen. Er: Meine Augen sind schön, dass habe ich öfter gehört, am Anfang ja, jetzt nicht mehr, aber sie sind bernsteinfarben und schön. Ich bin schön, meine Seele ist schön. Ich habe versucht zu leben. Ich hatte auch schon nette Leute, die mit mir geredet haben, aber die kamen und gingen. Macht nie Versprechungen, wenn ihr sie nicht halten könnt. Es tut weh. Ich glaube, dass habe ich für viele Leben gelernt, dass man nichts versprechen soll, wenn man es nicht halten kann. Es tut weh. Hin und wieder gab es Geschenke.
 
(Bilder von Leuten, die mit Futter und Decken kamen, wahrscheinlich Tierschützer). Viele sind gegangen, ich nicht. ( Zeigt mir tote Hunde). Habe nicht gewußt, warum ich lebe und lebe. Jeden Morgen die Augen auf, noch da! Jetzt verstehe ich warum ich die Augen jeden Morgen wieder auf bekommen habe. Damit ich das erlebe. Ein Verlorener kehrt heim, und kennt sich nicht aus mit der Welt! Ich bemühe mich, aber es ist auch sehr anstrengend. Ich möchte, und so langsam finde ich mich zurecht. Finde es so schön. Wir sind hier nicht allein. ( Er ist noch mit 2 anderen großen Hunden zusammen). Das ist gut. Sie zeigen mir doch einiges und ein bißchen Hausbrauch kenne ich schon.
 
Weiß, dass sie zärtlich ist, weiß, dass sie versucht mir die Welt zu zeigen, aber ich fürchte mich. Ich war eher der zurückhaltende Beobachter, habe mir eine Ecke gesucht und beobachtet. Meine Welt von Anfang an schwer. Habe den Anfang eigentlich auch vergessen, weiß aber, dass es richtig gemein und häßlich war. Irgendwie, wie soll ich sagen, Heim für Hunde ist Gewohnheit. Man gewöhnt sich nicht auf zu fallen, man gewöhnt sich, nicht da zu sein. Man kommt dann besser durch. Lautest mag ich nicht so, Geräusche kenne ich nur wenige. Ihr müßt euch das vorstellen, ich war in einer ziemlich leeren Welt. Immer dasgleiche. Nicht wirklich etwas gekannt. Ich war jung und dumm, voller Eifer, dann nur drinnen, nichts gekannt, außer die täglichen Geräusche, die da sind, wenn Leute kommen, geputzt, nicht immer, oder gefüttert wird. Meine Knöchelchen tun auch weh, nicht immer, wenn es kalt ist, mehr, warm, aber nicht zu warm, geht. Ich liebe die Farbe Grün. Grün ist für mich die schönste Farbe. Grün macht einen lebendig. 
Ich denke,dass ich noch ein bißchen bleiben darf, um das richtige Grün zu erleben. (Schickt mir Bilder vom grünen Rasen im Frühling). Frei zu erleben. Sag ihr, dass das Essen schmeckt, und dass ich ein eigenes Bett habe, ist sehr schön und auch gemütlich. Ich: Kannst Du ein Halsband tragen? Er: Eher nicht. Irgendwie denke ich dann, dass das ganz schlimm ist, weißt du, so richtig gefährlich. Ich finde, dass die Welt für die Welt kennen lernen, hier groß genug ist. (Sie hat ein Haus mit einen sehr großen Garten, und die Hunde können frei hin und her gehen, er steht hauptsächlich am Rasen und genießt es). Hals tut manchmal weh, überhaupt die Knöchelchen. Nicht schlimm. Ich denke, dass der liebe Gott mich doch nicht ganz vergessen hat, weil sie sieht mich und ich denke, dass ich lernen kann, aber es dauert. Ich möchte es wirklich noch leben. Meinst du, ich darf das. Ich: Ja, ich glaube, dass du das noch eine Weile schaffst.. Er: Die Hunde sind sehr ordentlich mit mir. Sie wissen, dass ich Schwierigkeiten habe. Sag ihr, dass ihre Welt für mich sehr schön ist. Kitzeklein (die Tochter) ist auch sehr schön. Ich glaube sie mag mich auch. Sag ihr, dass ich sie mag, und dass ich langsam glaube, dass es echt ist, aber sehr schwierig und doch so schön. Ich würde so gern bleiben,damit ich das richtige Grün spüre,dass schöne Grün unter meinen Füßen (schickt mir wieder Bilder vom Rasen im Frühjahr). Ich denke, ich bleibe. Ich: Du brauchst Dich hier nicht zu fürchten, du kannst wirklich ganz offen sein. Auch tut dir hier niemand etwas. Außer, das wir uns Sorgen machen, ob dir auch alles gut tut. Wir wollen nur, dass es dir gut geht. Er: Ja, ich sehe es, mein Herz weiß es, aber mein Verstand fürchtest sich. Aber ich bemühe mich. Danke sehr. Ich brauche Grün und ich danke für viel Grün vom Herzen her. Sag, darf ich wirklich alles machen, sowie die anderen? Ist es richtig, was ich mache? Ich: Ja, es ist richtig. Er: Ich bemühe mich, weil ich das ja nicht weiß. Falsch darf man nichts machen, dass weiss ich vom Heim. Da mußte man immer aufpassen. Ich: War es für dich richtig, dass wir Dich geholt haben? Er: Ja, Ich heiße jetzt richtig, und ich werde gesehen, auch, wenn ich es noch nicht kann, ist es, wie ein Fest, aber die Welt ist schwierig. Das wichtigste, was im Leben zählt, ist, dass man gesehen wird! (Ein Satz, den ich immer wieder von Tieren gehört haben, die aus schlimmen Situationen befreit wurden). Er: Ich hätte so gern mit Menschen gearbeitet. Mein ganzes Leben habe ich mir das gewünscht, etwas zu tun, aber das geht jetzt nicht mehr, und jetzt wird für mich getan. 

Ich glaube es einfach noch nicht. Ich muß mir manchmal Luft machen, weil ich einfach nicht gelebt habe, und jetzt weiß ich nicht, wie ich das machen soll. Sag ihr Danke, sie ist meine Wunderfrau für immer und ewig. Danke sehr. Ich habe jetzt ein Leben. Ich danke Euch allen.
Nach dem Gespräch war er erst sehr erleichtert, dass ich wieder weg war, und hat dann sofort sein Bett wieder in Beschlag genommen, da war ich ihm vorher zu dicht bei.
 
Am nächsten Tag hat er von sich aus die Nähe von seinem neuen Frauchen gesucht und dabei gewedelt. War eindeutig offener und entspannter. Dies hat mir sein Frauchen berichtet.
 
Hoffe, dass dieses Gespräch allen Mut macht, älteren Hunden den Weg in ein letztes Glück zu zeigen. Danke an alle, die bei älteren Tieren nicht weg schauen.